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COP26: Countdown für ein stärkeres klimapolitisches Engagement

Im November 2021 findet der nächste UN-Klimagipfel in Glasgow statt. Als Gastgeber will Großbritannien das globale Ambitionsniveau beim Klimaschutz erhöhen.

COP26

Im November 2021 lädt Großbritannien zum Weltklimagipfel COP26 ein. Ein wichtiger Moment, bei dem die Welt zusammenkommen und ehrgeizige neue Schritte beschließen muss, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Entscheidend wird sein, wie es uns gelingt aus der Covid-19 Pandemie zu kommen: Mit den Beschlüssen von heute entscheiden wir, ob unsere Wirtschaft klimafreundlicher und widerstandsfähiger aus der Krise hervorgeht.

Aktueller Gastbeitrag der britischen Botschafterin Jill Gallard für WWF Deutschland: COP26 Glasgow: Was die Klimakonferenz in Glasgow leisten kann — und muss

Großbritanniens Einsatz für den Klimaschutz

Auch wenn die Covid-19 Pandemie vieles überlagert, wird der Klimawandel immer stärker spürbar: Hitzeperioden, Überschwemmungen, Dürre und Ernteausausfälle gehören inzwischen auch in Europa zur Realität. Wissenschaftler, die seit langem vor den Folgen warnen, finden zunehmend Gehör. Die breite Öffentlichkeit setzt sich so aktiv wie nie zuvor mit diesem Thema auseinander.

In Großbritannien haben Politik und Gesellschaft früh die Dringlichkeit der Klimakrise erkannt und Weichenstellungen gesetzt, denen das Land heute eine positive Klimabilanz verdankt: Bereits 2008 verabschiedete das britische Parlament den „UK Climate Change Act“, das weltweit erste Klimaschutzgesetz. Im Juni 2019 wurde das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 in diesem Gesetz verankert. Seit 1990 sind die britischen Emissionen um 42% gesunken, während die Wirtschaftsleistung um zwei Drittel anstieg. Dies ist vor allem dem Rückgang der Kohle und dem Ausbau Erneuerbarer Energien, vor allem Offshore-Wind, zu verdanken. Großbritannien konnte im vergangenen Jahr erfreulicherweise 83 Tage ganz ohne Kohlestrom auskommen – vor 6 Jahren lag der Anteil der Kohle dagegen noch bei 40%.

Letzten November hat Premierminister Johnson einen neuen Plan für eine „grüne industrielle Revolution“ vorgelegt, der Großbritanniens Wirtschaft auf einen Pfad zur Klimaneutralität bis 2050 bringt, mit weitreichenden Ausbauzielen bei Wasserstoff, Offshore Wind, Nullemissionsfahrzeuge und CO2-Speicherung. Im April hat das britische Parlament zudem ein ehrgeiziges Zwischenziel für 2035 beschlossen: eine Treibhausgas-Reduktion von 78% bis 2035.

Auch international hat das Thema Klimaschutz für Großbritannien höchste Priorität: Als Gastgeber der nächsten UN-Klimakonferenz (COP 26), die vom 31. Oktober bis 12. November in Glasgow stattfindet, wollen wir einen Durchbruch beim Klimaschutz erreichen. Aufbauend auf den Erfolgen des G7-Gipfels wollen wir gemeinsam mit Italien, unserem Partner bei der COP und zugleich G20-Vorsitz, und anderen wichtigen Partnern wie Deutschland, eng zusammenarbeiten. Wir appellieren an alle Länder, in einen klimafreundlichen Aufschwung zu investieren, der den Herausforderungen Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Schutz der Gesundheit gerecht wird.

Unser Programm für die COP26

Die britische COP26-Präsidentschaft konzentriert sich auf vier Hauptziele:

Das erste Ziel betrifft den Bereich MINDERUNG: Um die Pariser Klimaschutzziele einzuhalten, brauchen wir dringend mehr Ambition beim Klimaschutz durch erhöhte Zusagen (die sogenannten „NDCs“ – nationally determined contributions) und langfristige „net zero“ Strategien, um den Wandel hin zur Klimaneutralität zu beschleunigen. Einige neue NDCs liegen bereits vor (z.B. EU, USA, UK) aber es bleibt noch viel zu tun, um die Lücke zu schließen zu dem, was nach wissenschaftlichen Erkenntnissen an Reduktion notwendig ist. Daher setzen wir als Präsidentschaft besonders in den nächsten Monaten alles daran, um vor allem die großen Emittenten zu bewegen, ihre Anstrengungen zu erhöhen.

Unser zweites Hauptziel betrifft den Bereich ANPASSUNG. Es wird immer deutlicher, dass der Klimawandel bereits jetzt stattfindet, auch bei uns in Europa. Am stärksten betroffen sind jedoch die ärmsten Länder der Welt. Ende Januar, beim Anpassungs-Gipfel der Niederlande, hat Großbritannien gemeinsam mit einigen Partnern eine neue Allianz ins Leben gerufen, die „Adaptation Action Coalition“. Für nichtstaatliche Akteure gibt es mit dem „Race to Resilience“ ein Bündnis, dass Beiträge mobilisiert und Erfahrungen bündelt. Fortschritte im Bereich Anpassung wird es nur geben, wenn genug Finanzierung bereit gestellt wird. Daher haben wir beim „Klima-und Entwicklungsgipfel“, den die britische Präsidentschaft Ende März ausgerichtet hat, eine Taskforce für Zugang zu mehr Finanzierung ins Leben gerufen. Auch Deutschland ist in diesem Bereich sehr engagiert, zum Beispiel bei der Versicherung von Klimarisiken.

FINANZIERUNG ist das dritte wichtiges Ziel. Dabei geht es vor allem darum, die $100 Milliarden Klimafinanzierung pro Jahr, die Geberländer versprochen haben, zu mobilisieren. Großbritannien hat zugesagt, seinen Anteil zu verdoppeln, auf €13,6 Milliarden für 5 Jahre, auch Deutschland hat eine ehrgeizige neue Zusage gemacht – weitere Geber müssen folgen, damit wir unsere Zusage gegenüber den Entwicklungsländern einhalten.

Fortschritt bei Finanzierung bedeutet natürlich auch, private Finanzen umfassend zu mobilisieren. Mit der „Glasgow Financial Alliance for Net Zero“ gibt es ein neues Forum zur strategischen Koordinierung zwischen Finanzinstituten aus dem gesamten Finanzsektor, um den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu beschleunigen. Um einen einheitlichen Rahmen zur Offenlegung von Klimadaten zu erreichen, setzt sich UK nicht nur für eine verpflichtende Umsetzung der TCFD („Taskforce for Climate-Related Financial Disclosures“) ein, sondern auch für einheitliche Standards für die Berichterstattung zu Nachhaltigkeit ein.

Das vierte und letzte Ziel ist die ZUSAMMENARBEIT. Dies betrifft zum einen die Klimaverhandlungen, die wir in Glasgow zum Erfolg führen wollen, vor allem mit Blick auf die offenen Punkte des Pariser Regelwerks.

Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Sektor-Kampagnen entwickelt, zu Energie, Verkehr, Natur, mit folgenden Schwerpunkten:

Energie: Hier drängen wir vor allem auf einen schnellen Kohleausstieg und ein Ende der internationalen Finanzierung von Kohle. Beim G7-Gipfel in Cornwall konnten wir hier gute Fortschritte erzielen: alle G7-Staaten haben sich verpflichtet, bis Ende diesen Jahres jede direkte finanzielle Unterstützung für Kohlekraft im Ausland zu beenden. Mithilfe der „Powering Past Coal Alliance“, der auch Deutschland beigetreten ist, ermutigen wir Länder, statt auf neue Kohle auf Erneuerbare Energien zu setzen.

Verkehr: Hier möchten wir den globalen Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge beschleunigen. Um die Pariser Ziele zu erreichen, müssen nach unseren Berechnungen alle neuen Autos bis 2040 emissionsfrei sein. Einige Länder haben schon Ziele gesetzt: Großbritannien hat zum Beispiel entschieden, ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos zuzulassen (mit Hybridautos bis 2035).

Natur: Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt sind zwei Seiten derselben Medaille: es ist unmöglich, das eine Problem zu lösen, ohne das andere in den Griff zu bekommen. Deshalb sind naturbasierte Lösungen und deren Finanzierung ein Schwerpunkt unserer COP26 Agenda. Beim G7-Gipfel haben wir einen „Nature Compact“ auf den Weg gebracht, mit wichtigen Zielen zur Ausweitung globaler Schutzgebiete: an Land und auf See. Wir wollen vor allem gegen die Zerstörung der Wälder vorgehen, die durch den Handel mit Produkten wie Soja, Palmöl und Kakao verursacht wird. Auch beim Thema Waldschutz arbeiten wir seit vielen Jahren erfolgreich mit Deutschland zusammen.

Zusammenarbeit bedeutet für uns auch, dass im Zentrum unserer Präsidentschaft ein “all of society”-Ansatz steht. Wir möchten ein breites Bündnis schmieden mit der verschiedenen Teilen der Gesellschaft und gerade auch mit der jungen Generation. Denn nur mit solch breiter Unterstützung ist eine echte Kehrtwende beim Klimaschutz zu schaffen. Eine zentrale Initiative hier ist das „Race to Zero“: von der UN getragen, von Großbritannien unterstützt, bündelt das „Race“ Verpflichtungen von Städten, Unternehmen, Investoren, Regionen und Universitäten zur Klimaneutralität bis spätestens 2050. Auch einige deutsche Unternehmen, Städte und Bundesländer haben sich bereits dem „Race“ angeschlossen.

Mit diesen vier Zielen wollen wir die breite Unterstützung unserer Partnerländer und der Breite der Gesellschaft mobilisieren und uns für eine erfolgreiche, inklusive COP26 einsetzen, die ein Meilenstein für die Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele werden soll.

Das Programm der Konferenz ist hier einzusehen:
Presidency Programme

Veröffentlicht am 25 November 2020
Letzte Aktualisierung am 2 November 2021 + show all updates
  1. Added guest blog on COP26 by British Ambassador to Germany for WWF Deutschland

  2. Updated information on COP26 key themes with the full UK Presidency Programme for COP26.

  3. First published.